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EPISODEN |
Aleksandr Nikolaevic Afanas'ev bezeichnen wir als den "Vater", der unser Volksprojekt begründet hat.
NARODNYE RUSSKIE SKAZKI (russ.; Russische Volksmärchen). Märchensammlung von Aleksandr N. Afanas'ev, erschienen 1855–1863. – Das bis in die Gegenwart beliebte Hausbuch des russischen Lesers, das auch in der russischen Märchenforschung als klassisches Werk gilt, stellt die erste umfassende Edition russischer Volksmärchen dar, deren Rang weder zeitgenossische noch spätere Mahrchensammlungen in Frage zu stellen vermochten. Für satirische Märchen über die Geistlichkeit sowie für Märchen obszönen Inhalts sah der Herausgeber einen Extraband vor, der, in Russland aus Zensurgrunden von der Veröffentlichung ausgeschlossen, in Genf unter dem Titel Russkie zavetnye skazki (Geheime Russische Märchen) erschien.Der Herausgeber, der sich nach einem Jurastudium zunächst mit historischen Problemen befasste, wandte sich – angeregt von den ethnographischen Interessen seines Lehrers K. D. Kavelin – der russischen Folklore zu. Als Mitglied der Russischen Geographischen Gesellschaft erwirkte Kavelin, daß die im Archiv der Gesellschaft aufbewahrten Märchentexte Afanas'ev zur Veröffentlichung anvertraut wurden. Das reiche Material füllt nahezu die ersten drei Hefte von dessen Sammlung. Weitere Aufzeichnungen, die durch einige Texte aus Handschriften des 18. Jh.s ergänzt werden sollten, stellten Sammler wie V. I. Dal' (über 150 Nummern), P. V. Kireevskij, P. I. Jakuskin und N. I. Vtorov zur Verfügung. Hinzu kamen gedruckte Sammlungen (von B. Bronnicyn, A. N. Zyrjanov u. a.) sowie Volksbilderbogen. Der Herausgeber selbst steuerte nur etwa zehn Texte aus eigener Feldforschung in seinem Heimatgouvernement Voronez bei. Aus der Fülle des genannten Materials wählte er mehr als 640 Texte aus, die seines Erachtens einen repräsentativen Überblick über den Bestand des russischen Märchens zu geben imstande waren. Als Ziel der Sammlung nannte Afanas'ev, »Die Ähnlichkeit von Märchen und Legenden der verschiedenen Volker zu erklären, auf deren wissenschaftliche und poetische Bedeutung hinzuweisen und Muster russischer Märchen vorzustellen.«Bot Afanas'ev die Texte in der ersten Auflage seiner Sammlung noch in mehr oder weniger unsystematischer Anordnung, so unternahm er in der erst 1873 erschienenen Neuausgabe zum erstenmal einen Klassifizierungsversuch, der – A. Aarnes Märchentypen-Index folgend – trotz seiner Unzulänglichkeiten im Detail bis heute in Theorie und Praxis Gültigkeit besitzt. Afanas'ev unterscheidet Zaubermärchen, Tiermärchen, Abenteuermärchen, novellistische Märchen, Lügen- und Scherzmärchen sowie pointierte Anekdoten. Den größten Raum der Sammlung (ca. 30 v. H.) nehmen die Zaubermärchen ein, denen seinerzeit das größte Alter zugeschrieben wurde. Für satirische Märchen über die Geistlichkeit sowie für Märchen obszönen Inhalts sah der Herausgeber einen Extraband vor, der, in Russland aus Zensurgrunden von der Veröffentlichung ausgeschlossen, in Genf unter dem Titel Russkie zavetnye skazki (Geheime russische Märchen) erschien.Zu den Zaubermärchen finden sich die meisten Entsprechungen in der westeuropäischen, zu den Tier- und novellistischen Märchen dagegen in der orientalischen Märchenliteratur. Afanas'ev selbst verglich die Texte seiner Sammlung mit den deutschen Märchen, die ihm, wie die vergleichende Methode selbst, aus der 1812–1822 erschienenen Ausgabe der Bruder Grimm bekannt waren. Er war bei seinen historischen und ethnographischen Plänen schon früh auf die Arbeiten der Bruder Grimm gestoßen und wurde innerhalb der jungen russischen Folkloristik des 19. Jh.s – neben F. I. Buslaev – zum bedeutendsten Vertreter der von diesen begründeten, von M. Müller, A. Kuhn u. a. fortgeführten »mythologischen Schule«, die die alten Mythen aus Naturerscheinungen abzuleiten suchte. Am deutlichsten zeigen sich die in heutiger Sicht allzu schematischen Prinzipien dieser Schule bei Afanas'ev in Poeticeskie vozzrenija Slavjan na prirodu, 1865–1869 (Die poetischen Anschauungen der Slaven über die Natur), die, nach dem Vorbild der Deutschen Mythologie (1835) von J. Grimm konzipiert, die ursprünglichen religiös-mythologischen Vorstellungen des russischen Volkes zu erhellen suchen. Von Grimms Theorie ausgehend, betrachtet Afanas'ev die Beschaffenheit der Mythologie in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Sprache: »Es ist erwiesen, daß die gleiche schöpferische Kraft, die die Sprache schuf, auch den Volksglauben und dessen treue Repräsentantin, die Volkspoesie, erzeugt hat.« Von größtem wissenschaftlichem Wert blieb bis heute das umfangreiche Beispielmaterial dieses Werkes aus den verschiedenen Gattungen der Volksdichtung, die Afanas'ev als Fragmente oder Reste alter Sonnen- oder Donnermythen deutete.Die Prinzipien der »mythologischen Schule« liegen auch dem ausführlichen Kommentar zugrunde, der nicht zuletzt den wissenschaftlichen Verdienst der Märchensammlung ausmacht. Wahrend Afanas'evs Erläuterungen dem Kommentar der Grimmschen Märchenedition verpflichtet sind, weist ihn die Textgestaltung seiner Sammlung als eigenständigen Forscher aus. Räumt er mit den Brüdern Grimm prinzipiell die Möglichkeit einer Korrektur und Überarbeitung der Märchentexte ein, so bemüht er sich doch, äußerst behutsam dabei vorzugehen. Eingriffe gestattet er nur da, wo er eine unzulängliche Aufzeichnung vermutet oder wo hochsprachlicher Stil den volkssprachlichen Wortlaut der Texte entstellt. Im Gegensatz zur Grimmschen Editionstechnik misst er den Textvarianten große Bedeutung bei und kontaminiert sie nur ausnahmsweise zu einem Grundtext. Afanas'evs Märchensammlung wurde in Russland von den Lesern und der Kritik positiv aufgenommen. Früh wurden jedoch auch kritische Einwande laut. In einer berühmten Rezension lobte N. A. Dobroljubov die Vollständigkeit der Texte und Varianten, bemängelte jedoch, daß der Kommentar den Hintergrund der Märchenaufzeichnung, ihre äußere und innere (»sittliche«) Situation unberücksichtigt läßt. Keine Märchensammlung der slawischen Völker ist – wenn auch nur in Auswahlausgaben – öfter in westliche Sprachen übersetzt worden als diejenige Afanas'evs. Obwohl in Deutschland bereits 1831 die hervorragende Märchensammlung A. Dietrichs vorlag, fanden die von Afanas'ev gesammelten Texte gerade hier die größte Verbreitung. J.Di.Dr. J. Dittmar
Kindlers neues Literaturlexikon
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hier können Sie die vollständigen wissenschaftlichen Ausgaben der Werke Afanas'evs kennenzulernen |
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Das wissenschaftliche e-Bücherei "Die russische Literatur und die Folklore" |
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